WHAT WE DREW 우리가 그려왔던

WHAT WE DREW 우리가 그려왔던

„Die Sprache, mit der ich Musik produziere, ist inzwischen um einiges vielseitiger geworden. So kann ich ganz unterschiedlich klingende Musik kreieren“, erzählt Yaeji im Interview mit Apple Music. Mit ihrer faszinierenden Stimme und einem entspannten Vibe ist die in Südkorea geborene und in New York lebende DJane, Producerin und Multimedia-Künstlerin Kathy Yaeji Lee in der aktuellen Dance-Szene einzigartig. Ihre Songs sind partytauglich, aber auch meditativ und stilistisch beeinflusst durch House, R&B und Hip-Hop. Außerdem spiegeln sie doppelte kulturelle Herkunft und das interkontinentale Denken der Musikerin wider. Das Repertoire reicht dabei von Hymnen wie „raingurl“ und „drink i’m sippin on“ bis zum minimalistischen Cover von Drakes „Passionfruit“. Ihr neues Album „WHAT WE DREW 우리가 그려왔던“ nahm sie schon auf, bevor der Vertrag bei XL Recordings (dem Label von Tyler, the Creator) unterschrieben war. Es ist ein sehr persönliches und intimes Mixtape, das sie selbst mit einem musikalischen Tagebuch vergleicht. In flüsterndem Tonfall auf Englisch und Koreanisch gesungen und gesprochen, sind Yaejis Beobachtungen präzise – egal ob es um Sehnsucht nach Stille, Freundschaften oder das Eintauchen in ihre Gefühlswelt geht. Dabei ließ sie sich durch Bossa Nova beeinflusste Electronica aus den 2000er-Jahren inspirieren sowie durch koreanische Musik der 80er- und 90er-Jahre, zusammengestellt von ihren Eltern, die in der Nähe von Seoul leben. Auch R&B und Soul flossen mit ein. „Jedes der Stücke hat einen anderen Charakter. Ich hoffe wirklich, dass es etwas Positives in die Welt bringt.“ Im Track für Track verrät Yaeji, was genau hinter den Songs steckt. MY IMAGINATION 상상„Diesen Song habe ich mit der Absicht geschrieben, Leute für meine Musik zu erwärmen. Darin wiederhole ich oft etwas auf Koreanisch: ‚Wenn du mir in diesem Moment, den ich ausgewählt habe, folgst, genau in diesem Moment‘. Und ich wiederhole dann ‚my imagination‘ immer und immer wieder auf Koreanisch. Ich wollte, dass es sich wirklich geschmeidig und fließend anhört, fast schon zyklisch – aber auf eine relaxte Art. Damit stimme ich auf den nächsten Song ein, der für mich wirklich emotional ist.“WHAT WE DREW 우리가 그려왔던„Das ist einer der älteren Songs auf dem Mixtape. Er entstand in einer sehr emotionalen Zeit, als es in meinem Leben viele Veränderungen und Probleme gab. Aber inmitten all der Dunkelheit ist es mir gelungen, optimistisch zu bleiben, weil ich meine Familie um mich hatte. Diese Vorstellung von Familie und bedingungsloser Liebe ist für mich etwas sehr Koreanisches. Wenn ich an Korea denke, werde ich immer sehr emotional. Mein Dad hat mir vor anderthalb Jahren über KakaoTalk (eine koreanische Messaging-App) eine Nachricht geschickt. Er schrieb: ‚Ich habe eine Songidee für dich. Mach was draus, wenn sie dir irgendwie nützlich sein kann‘. Als ich dann das Mixtape fertigstellte, merkte ich, dass das für den Track perfekt ist. Also habe ich es mit eingebaut.“IN PLACE 그 자리 그대로„Dieses Stück entstand zu der Zeit, als meine Freunde und ich ein Video sahen, in dem Stevie Wonder live mit einer Talkbox auftritt (ein Cover von The Carpenters’ ‚Close To You‘ in der ‚David Frost Show‘, 1972). Wir haben es uns damals oft angehört und es blieb mir im Kopf hängen. Ich mochte den Sound der Talkbox. Er klingt so warm und flauschig und Stevie Wonders Performance ist so spielerisch. Außerdem hat es etwas Roboterhaftes. Ich wollte das nachempfinden, aber indem ich eine komplett andere Technik nutze. Ich habe neun verschiedene Gesangsspuren übereinandergelegt, um die Harmonie zu erzeugen, die man im Intro hört. Das wirkte sich auf jede Spur anders aus und ließ so ein ähnliches Feeling entstehen wie das, das ich hatte, als ich Stevie Wonder hörte.“WHEN I GROW UP„Das ist eine Idee, die mich schon sehr lange beschäftigt und über die ich oft nachgedacht habe. Es geht um mein jüngeres Selbst oder generell um einen jüngeren Menschen, der sich vorstellt, wie es wohl ist, erwachsen zu werden. Es gibt aber auch noch eine andere Perspektive in dem Song, in der die erwachsene Version von mir zu meinem jüngeren Selbst sagt: ‚Wenn du älter wirst, hast du vor vielen Dingen Angst. Du willst nicht verletzt werden. Du unterdrückst deine Emotionen und tust so, als ob alles okay wäre.‘ All diese Sachen eben, von denen man noch keine Ahnung hat, wenn man jünger ist. Das ist meine Realität – unsere Realität – als Erwachsene. Der Song ist sowas wie ein Hin-und-Her zwischen diesen zwei Positionen.“MONEY CAN’T BUY (feat. Nappy Nina)„Ein ziemlich verspielter Song. Es geht um Freundschaft und darum, verrückt und gut drauf zu sein. Die Zeile, die ich darin auf Koreanisch wiederhole, bedeutet: ‚Was ich möchte, ist Reis und Suppe essen‘. Das ist ziemlich normal für mich. Ich mische den Reis in die Suppe, sodass es schon fast zu einem Brei wird. Das wiederhole ich in dem Song und dann folgt: ‚Was ich will, kann man mit Geld nicht kaufen‘. Freundschaft ist absolut magisch und sehr viel wertvoller, als man es mit Worten ausdrücken kann. Das hier ist ein Loblied auf die Freundschaft, und es passt perfekt, dass Nappy Nina dabei ist. Ich habe sie quasi in letzter Minute kennengelernt. Sie ist eine Freundin meines Toningenieurs. Sie kam rein und fing direkt mit den Aufnahmen an. Wir haben dann auch noch festgestellt, dass wir gemeinsame Freunde haben und bleiben seitdem in Kontakt. Und das passt ganz gut zu der Botschaft des Songs.“FREE INTERLUDE (feat. Lil Fayo, Trenchcoat & Sweet Pea)„Es hat sich wirklich befreiend angefühlt, diesen Song für das Mixtape aufzunehmen. Das war ein absolut unbefangenes, albernes Rumhängen mit meinen Freunden. Wir hatten Spaß dabei, zusammen Musik zu machen und zu freestylen. In diesem Track steckt wirklich der Geist dieses Moments und unserer Freundschaft. Daher hat er eine sehr große Bedeutung für mich.“SPELL 주문 (feat.YonYon & G.L.A.M.)„Dieses Stück hat Spaß gemacht. Es war ursprünglich nur ein schlichtes Demo, für das ich einen Text hatte. Als ich ihn geschrieben habe, dachte ich über die Erfahrung nach, auf einer Bühne vor einer Masse von Menschen zu stehen. Man kennt sie nicht und teilt trotzdem die intimsten Gedanken und Erfahrungen mit ihnen. Es ist wie Zauberei. Du teilst etwas, das nur du kennst – und die Zuschauer wenden es dann auf eine Weise an, die für sie Sinn macht. Ich dachte an YonYon, weil wir in Japan auf derselben Schule waren, als ich dort ein Jahr lang gelebt habe. Seitdem sind wir in Kontakt geblieben. Sie ist mit ihrer Musik in Japan recht erfolgreich. Ich wollte schon immer mit ihr zusammenarbeiten und hier schien es perfekt zu passen. G.L.A.M. ist eine enge Freundin eines Freundes. Als ich vor einigen Jahren nach New York zog, haben wir auch ein paar Shows zusammen gemacht. Deshalb dachte ich, dass sie ebenfalls perfekt zu diesem Track passt.“WAKING UP DOWN„Das ist ein reiner Wohlfühlsong. Da gibt es diesen Moment des Hinterfragens und Zögerns. Die koreanischen Zeilen bringen diese Seite zum Ausdruck. Die Teile in Englisch handeln von dem Gefühl, das ich hatte, als ich alle meine alltäglichen Routinen meisterte und ich mich mental und körperlich absolut gesund fühlte. Es ist ein Song, zu dem man grooven kann und der einen hoffentlich auch inspiriert. Man sollte sich nicht total von alltäglichen Dingen vereinnahmen lassen: aufstehen, kochen, Wasser trinken und so weiter. Klar, das ist alles wichtig. Aber die koreanischen Lyrics erinnern daran, dass es auch noch wichtigere Dinge im Leben gibt, über die man nachdenken sollte.“IN THE MIRROR 거울„Ein dramatisches Stück. Ich wollte es so singen, als ließe ich angestaute Energie raus. Ich habe es nach einer anstrengenden Tour geschrieben, die mich psychisch und körperlich ziemlich ausgelaugt hatte. Der Track entstand aus einem Gedanken heraus, den ich hatte, als ich in einer Flugzeugtoilette in den Spiegel schaute. Wenn man in der Luft ist, macht das einen emotionaler. Ich weiß nicht, ob das wirklich so ist, aber ich glaube fest daran. Ich steckte damals wirklich tief in meinen Gefühlen und war sehr aufgewühlt.“THE TH1NG (feat. Victoria Sin & Shy One)„Ich muss Vic und Shy One erwähnen, denn ich wollte schon immer mal mit ihnen zusammenarbeiten. Ich schickte ihnen ein recht schlichtes Demo – nur mit Synthesizern und Samples. Sie sind ein Paar und leben in London. Vic ist eine großartige darstellende Künstlerin und Shy ist eine unglaubliche DJane. Von Vic stammen Text und Vocals. Sie haben es an ihrem Geburtstag geschrieben. Sie sind allein zu Hause in ihrem Schlafzimmer geblieben, haben sich mit Pflanzen umgeben und meditiert und hatten dann diesen Gedankenfluss dazu, was dieses ‚TH1NG‘ wohl sein kann. Es klingt sehr abstrakt.“THESE DAYS 요즘„Kennst du das Anime-Genre ‚Slice of Life?‘ Das hier klingt wie ein ‚Slice of Life‘-Song. Wie ich es verstehe, ist es ein banal alltäglicher Lebensstil, bei dem man über die Zeit nachdenkt. Ich würde es bildlich so beschreiben, als säße man mit seinen Freunden an einem schönen Herbstnachmittag auf der Veranda und erzählte sich gegenseitig, wie es einem geht. Diese Art Gefühl. Es ist nicht sonderlich dramatisch oder voller Sinn – es ist einfach nur eine Stimmung.“NEVER SETTLING DOWN„In diesem Song geht es darum, dass ich mir selbst das Versprechen gebe, mich nicht einfach mit Dingen abzufinden. Ich will immer allem gegenüber aufgeschlossen bleiben, weiter Dinge lernen und auch verlernen und loslassen, was für mich in der Vergangenheit nicht gut war. Ich sage Sätze wie ‚I’m never shooting the shit‘. Das zeigt eine Balance: Ich nehme mich selbst nicht zu ernst, aber auch nicht alles zu leicht, denn ich arbeite jeden Tag. Es ist ein zuversichtliches Stück und ich hoffe, dass sich diese Zuversicht auch auf die Menschen auswirkt, die es hören. Wenn am Ende der Break kommt, ist es wie eine große Erleichterung. Als ob man abhebt oder allein in seinem Zimmer wie verrückt tanzt. So wollte ich das Mixtape beenden.“

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