Heimspiel

Heimspiel

Ein Song auf „Heimspiel“ erklärt ziemlich gut, warum es so ein Glücksfall ist, dass sich diese beiden Künstler zusammengetan haben: Er heisst „D’Schueh“, kommt mit live eingespielten Bläsern, einem wuchtigen Beat und melodramatischen Background-Vocals. Während Marc Sway mit seiner ausdrucksstarken Stimme jede Menge Soul in die Nummer bringt, verankert Bligg sie mit seinen Mundart-Raps tief im Hip-Hop. Gemeinsam ist das, was BLAY hier abliefern, mehr als die Summe ihrer einzelnen Teile, nämlich: wunderbar tanzbare Sommermusik, die sich kaum noch in einem Genre verorten lässt.Sway, der Goldjunge mit brasilianischen Wurzeln, seit 2003 Dauergast in den Hitparaden, macht also gemeinsame Sache mit Bligg, dem vielfach ausgezeichneten Nummer-eins-Rapper. Ein Projekt, das die Fans der beiden Schweizer schon seit einiger Zeit erwarteten, auch wegen der Gastauftritte von Sway auf den beiden Bligg-Singles „Us Mänsch“ (2018) und „Sorry Mama“ (2020). Die Bekanntschaft ist dabei schon viel älter. „Wir kennen uns schon sehr, sehr lange. Seit wir 19 sind.“, sagt Bligg. Die Wege kreuzten sich immer wieder, beruflich wie privat. Die erste gemeinsame Veröffentlichung findet sich 2008 auf einem Hip-Hop-Mixtape des Produzenten Shuko – das allerdings eher in Deutschland als in der Schweiz vertrieben wird.Dass aus diesem losen Verbund nun eine Zusammenarbeit auf Albumlänge wurde, hat viel mit der Corona-Krise zu tun, die die Pläne der beiden im Frühjahr 2020 auf Null setzte. „Anfragen gab es schon ewig“, sagt Sway. „Nur waren wir beide immer beschäftigt. Wir wussten: Wir machen das jetzt – oder wir machen es nie.“ Fundament war aber nicht nur die vorhandene Zeit, sondern vor allem gegenseitige Wertschätzung: „Wir sind jeweils Fan vom anderen Genre. Ich liebe die Rhythmik von Hip-Hop. Und wenn ich in Bliggs Plattensammlung stöbere, finde ich da jede Menge Soul.“Wertschätzung ist das eine, aber birgt das Aufeinandertreffen zweier sehr erfolgreicher Solokünstler nicht automatisch Konfliktpotenzial? Kollidieren da nicht die Egos? „Es hat schon etwas Zeit gebraucht, bis wir uns gefunden haben. Und natürlich haben wir auch viel diskutiert“, sagt Sway. Im kreativen Prozess habe das letztendlich aber keine Rolle gespielt. Bligg verwendet für Sway den Begriff des Sparringpartners und erzählt dazu, wie „D’Schueh“ entstanden ist: „Wir wussten, wir wollen das Bild der Schuhe, die einen durchs Leben tragen. Aber wie kriegen wir das hin, dass das immer wieder im Text vorkommt? Ich habe dann angefangen zu schreiben und irgendwann gesagt: ,Marc, du bist gut in so was, finde Assoziationen zu Schuhen. Schreib mir alles auf, was du hast.’ Dann hat er sich eine halbe Stunde in eine Ecke verdrückt und kam mit einer Liste an – und der Text stand!“An anderer Stelle speisen sich die Songs aus Gemeinsamkeiten im Lebenslauf: „Papa“ etwa handelt vom bittersüssen Gefühl, das sie empfinden, wenn sie sich von ihren Kids verabschieden, um arbeiten zu gehen. In „Sanduhr“ wiederum verarbeiten sie das Schicksal, jeweils ein Geschwisterteil verloren zu haben. „Wir singen über das, was wir beide spüren und erleben. Ganz viele Songs sind so entstanden, dass wir erst gequatscht haben – und irgendwann kam ein Thema auf, bei dem wir dachten: ,Hey, da könnten wir drüber schreiben’“, erklärt Bligg.Die Songs von BLAY klingen tatsächlich wie aus dem Leben gegriffen. Wie gesagt: Es ist ein Glücksfall, dass sich die beiden gefunden haben.

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